Ich heiße Akira Onishi. Vor 8 Jahren bin ich in Rente gegangen. Ich war Englischlehrer an einer High School in Kobe. Es war für mich kein Vergnügen sondern eine Notwendigkeit, Englisch zu lernen. Daher wollte ich etwas tun, was mich wirklich erfüllt. Also habe ich mich dazu entschieden, zusätzliche Fremdsprachen zu lernen.

Nachdem ich angefangen habe Französisch zu lernen, zuerst die fundamentale Grammatik im Selbststudium, dann im Alter von 40 Jahren am Institute „l’Alliance Française“ in Osaka, war es notwendig sich ein konkretes Ziel zu setzen. In meinem Fall war es die japanische Reiseführerprüfung zu bestehen. Denn ich habe in der Studentenzeit zu einem Klub gehört, in dem ich etwas über traditionelle Architektur, japanische Gärten, alte Gemälde und Buddha-Statuen gelernt habe.JaD onishisan 420 200

Nach 5 Jahren habe ich die Reiseführerprüfung endlich bestanden und ein neues Lernziel gesetzt. Ich habe dann wieder angefangen, Deutsch zu lernen, weil ich in der Universität als zweite Fremdsprache ein wenig deutsche Grammatik gelernt habe. Aber diese Sprache war zu schwierig, deshalb habe ich aufgegeben, sie weiter zu lernen.

Als ich in den Fünfzigern war, habe ich angefangen, Bars in Kobe zu besuchen, die von Koreanerinnen betrieben wurden, um meinen Stress abzubauen, der von meiner Arbeit und von den Sorgen um meine kranken Eltern verursacht wurde. Dort habe ich mehrere koreanische Beispielsätze gelernt, die ich in den Bars benutzt habe, um mit den Bardamen einfacher ins Gespräch zu kommen. Auf diese Weise habe ich angefangen, Koreanisch zu lernen.
Als ich in Rente ging, hatte ich Angst zu sterben, ohne dass ich je eine Sache zu Ende gebracht habe. Daher habe ich entschieden, als letzten Versuch, Deutsch zu meistern. Am Anfang habe ich eine Schule in Kobe besucht, vergebens. Aber nachdem ich Einzelunterricht an einer anderen Schule genommen habe, konnte ich große Fortschritte machen und endlich die Prüfung bestehen.

Die ursprüngliche Idee meine Memoiren zu verfassen basiert auf den Ansprachen, die alle Teilnehmer meiner Deutschklasse in Kobe am Anfang des Unterrichtes halten müssen. Wir sprachen über etwas, was im Alltagsleben oder in der vorigen Woche passiert ist. Für eine Weile habe ich über irgendetwas aus meinem Leben gesprochen, z.B. über meine erste Liebe oder über meine Reisen nach Korea. Aber es wurde immer schwieriger, ein geeignetes Thema zu finden.

In dieser Sackgasse habe ich mich daran erinnert, dass ich viele Tempel und Schreine in der Studentenzeit besucht hatte. Ich habe gedacht: „Sie sind unzählbar. Wenn ich sie als Themen meiner Ansprache benutzen würde, würde ich immer etwas zu erzählen haben.“

Auf diese Weise habe ich angefangen, eine kurze Geschichte im Kopf durchzuspielen und sie, auf der Straße spazierend, zu murmeln, nachdem ich einen Tempel oder Schrein besucht hatte. Allmählich fing ich an, die Geschichte nieder zu schreiben und sie von meinem Lehrer korrigieren zu lassen. Weil ich damals auch Französisch und Koreanisch gelernt habe, habe ich sie in diese Sprachen übersetzt und sie auch von jeder Lehrerin checken lassen.

Nachdem ich 100 Aufsätze in drei Sprachen geschrieben habe, habe ich wirklich verstanden, wie wichtig es ist, etwas zu schreiben. Wenn man etwas schreibt, muss man sich präzise erinnern. So muss man den Inhalt voll und ganz erfassen. Das, was so verinnerlicht wurde, gräbt sich tief ins Gedächtnis ein.

Die Geschichten, die ich am Anfang geschrieben habe, waren für die Ansprache von etwa 2 Minuten gedacht, sind daher kurz und einfach. Aber je mehr ich schreibe, desto länger und komplizierter wurden meine Aufsätze. Ich bin nicht sicher, ob ich es einen Fortschritt nennen kann, aber ich kann Ihnen mindestens Informationen über Tempel und Schreine präziser mitteilen als zuvor. Also hoffe ich, dass Sie meine 100 Aufsätze bis zum Ende gelesen haben und den Zauber der Stadt Kyoto bei einem Besuch kennenlernen, hätte sich meine Mühe gelohnt.