Wenn man an der Higashimuko Station der Hankyu Linie aussteigt und mit dem Hankyu Bus Nummer 66 durch den zerstreut liegenden Bambuswald nach Westen in Richtung Yoshimine-dera (Endhaltestelle) fährt, erreicht man am Fuß des Nishiyama Berges die Ortschaft Oshio. Mitten in einem Bambuswald steht der Jurinji Tempel, als ob er sich dort verstecken wollte.
Tatsächlich hat Ariwara-no-Narihira, ein berühmter Waka Dichter in der Heian Zeit (794 – 1185), diese Intention gehabt, als er in diesem Tempel, sich vor der Welt zurückziehend, seine letzten Lebensjahre verbracht hat.
Sein liebster Zeitvertreib war, das aus Meerwasser gewonnene Salz zu verbrennen und den daraus entstehenden Rauch zu genießen. Die Feuerstelle, die er dabei benutzt hat, ist hinter dem Hauptgebäude im Originalzustand erhalten.
Damals war es Mode unter den Adligen, auf folgende Weise Salz zu verbrennen, um eine Meeresatmosphäre mitten in Kyoto zu schaffen: Sie ließen das Meerwasser aus der Bucht von Osaka kommen und im Sammelbecken ihrer Villa speichern. Sie gossen es in einen Kessel, den sie auf eine Feuerstelle im Garten legten, dann entzündeten sie das Holz und kochten das Wasser, bis es völlig verdunstete. Wenn sie weiter Holz nachlegten, entstand aus dem angebrannten Salz Rauch und ein Geruch, der sie empfinden ließ, am Meer zu sein.
Eines Tages hat er versucht, durch den Rauch seine unveränderte Liebe zu seiner ehemaligen Geliebten, die zufällig diese Ortschaft besucht hat, mitzuteilen. Über das, was zwischen den Zweien passiert war, möchte ich gern im Detail schreiben:
Ariwara-no-Narihira stammte aus der kaiserlichen Familie, aber er wurde vom politischen Leben am Hof ferngehalten. Takaiko, seine frühere Geliebte, gehörte zur Familie Fujiwara, die durch politische Heirat ihre Macht gewann und versuchte, ihre Macht weiter auszubauen. Deswegen gab es für Takaiko schon einen Verlobten, der in Zukunft den Kaiserthron besteigen würde aber mit neun Jahren noch zu jung war. In den Augen ihrer zwei Brüder war die Heirat eine Frage des Überlebens. Takaiko musste Kaiserin werden.
Eines Tages sah Narihira Takaiko, die in einer formellen Veranstaltung im kaiserlichen Hof tanzte, und er wurde von ihrer Schönheit verzaubert. Damals war Narihira 35 und Takaiko 18 Jahre alt. Unmittelbar darauf schickte ihr Narihira ein leidenschaftliches Gedicht. Beim Lesen war sie von seiner Aufrichtigkeit so tief berührt, dass Takaiko auch für Narihira schwärmte.
Narihira fing an, jede Nacht die Villa zu besuchen, in der Takaiko wohnte. Die Sache ist, dass sie bei ihrer Tante (der Kaiserin), und er in unmittelbarer Nähe zu ihr wohnte. Um die Öffentlichkeit zu meiden, betrat er die Villa nicht durch das Tor, sondern durch eine Mauerspalte, die die Kinder in der Nähe gebrochen hatten.
Gleich danach versteckte die Familie Fujiwara Takaiko in der Tiefe des Palastes, um den Umgang mit Narihira zu unterbinden. Aber er schlich sich irgendwie in ihr Zimmer und sie flüchteten. Auf dem Weg zu ihrem Versteck wurde es langsam Nacht und es fing an, zu regnen. Also ließ er sie in eine Hütte, die sie zufällig gefunden hatten, eintreten und stand am Eingang mit Pfeil und Bogen Wache.
Bei Tagesanbruch sah er im Schlummer die folgende Szene: Zwei Teufel kamen und aßen Takaiko mit einem Bissen. Sobald er zu sich kam, sah er in die Hütte, aber Takaiko war nicht mehr da. Raten Sie mal, wer die zwei Teufel waren!
Danach wurde Takaiko Gemahlin des Kaisers Seiwa und gebar den zukünftigen Kaiser Yozei. Narihira heiratete die Tochter des Waka Dichters Ki-no-Aritsune. Aber niemals vergaß er Takaiko, sein ganzes Leben lang. Als Takaiko den Schrein hinter dem Hügel besuchte, in dem der Schutzgott des Clans Fujiwara verehrt wurde, ließ er den Rauch des Salzes aufsteigen, um Takaiko folgendes mitzuteilen: „Ich liebe dich, auf ewig!“