Wenn man von der Ortschaft Oshio mit dem Bus ungefähr fünf Minuten weiter nach Westen tief in die Nishiyama Bergkette fährt, erreicht man den Fuß eines Hügels, auf dem viele Tempelgebäude verstreut stehen. Alle zusammen werden Yoshiminedera genannt.
Auf dem Weg zum Gipfel des Hügels, auf dem das Yakushi-do (Haus des Gottes Yakushi) steht, findet man ein Denkmal, in dem das Haar einer Frau, Keishoin bewahrt wird. Die Hauptgottheit des Yakushi-dos heißt Shusse Yakushi. „Shusse“ bedeutet auf Deutsch „eine Karriere machen“ Keishoin war eine der Mätressen des dritten Shoguns Iemitsu in der Edo Zeit. Sie leistete einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau dieses Tempels. Zwischen Shusse Yakushi und Keishoin muss es eine enge Beziehung geben und darüber möchte ich im Detail schreiben.
Ein Gemüsehändler betete zum Yakushi in diesem Tempel um die Geburt eines Mädchens. Kurz darauf gebar seine Frau ein hübsches Kind. Es war tatsächlich ein Mädchen und sie nannten es Otama. Nach dem Tod ihres Vaters fing Otama an, mit ihrer Mutter in Yoshiminedera im Tempel Dienst zu tun. Damals hatte der Tempel nur ein provisorisches Gebäude, weil alle anderen im Onin-no-ran Bürgerkrieg bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurden.
Nach zwei ein halb Jahren kam Otama dank ihrer Mutter, die ihre Beziehungen zur Tokugawa Familie hat spielen lassen in den Harem im Edo Schloss. Dort betete sie zum Yakushi darum, dass sie gut aufgenommen werden wird. Da verliebte sich der dritte Shogun Iemitsu auf den ersten Blick in Otama und sie gebar den fünften Shogun Tsunayoshi.
Nach dem Tod Iemitsus wurde Otama Buddhistin und fing an, sich Keishoin zu nennen. Selbst danach betete sie zum Yakushi darum, dass ihr Sohn zum Shogun wird. Dann geschah ein Wunder. Der vierte Shogun, der Stiefbruder Tsunayoshis, starb plötzlich mit 40 Jahren ohne Nachfolger und nachdem Tsunayoshi Herrscher des Staates geworden war, wurde die Macht Keishoins grenzenlos.
Die Priester dieses verfallenen Tempels gingen oft nach Edo, um Keishoin für den Wiederaufbau des Tempelkomplexes zu bitten. Alle Gebäude, das Haupttor, die Haupthalle und alle anderen Gotteshäuser wurden eines nach dem anderen mit ihrer enormen finanziellen Unterstützung restauriert.
Dank des „Shusse“ (Karriere-) Yakushi, konnte die Tochter eines Gemüsehändlers zur Welt kommen, die Macht an sich reißen und ihren Sohn zum Shogun machen. Deswegen revanchierte sie sich durch den Wiederaufbau der Gebäude für die Gnade des Yakushis.
Das Leben der Keishoin sah einfach und unbeschwert aus. Aber es blieb ein Schandfleck in ihrem Leben. Als ihr Sohn Tsunayoshi keinen Nachfolger hatte, ließ sich Keishoin von einem Priester beraten. Er sagte: „Der Grund dafür ist, dass er in seinem früheren Leben Tiere getötet hat. Wenn er von jetzt an dem Volk verbieten würde, Lebewesen, besonders Hunde, zu töten, dann würde er einen Nachfolger bekommen.“
Daraufhin wurde eine extravagante Verordnung, die Shorui-awaremi-no-rei (Mordverbot für Lebewesen), im Jahre 1687 erlassen, die bestimmte, dass man hingerichtet wird, wenn man Tiere wie Hunde, Katzen, Kühe, Pferde oder sogar Mücken tötet!