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  Etwa 500 Meter südwestlich von der Bushaltestelle Nishigamoshakomae, befindet sich der Tempel Jinko-in. Er wurde, nachdem der Shintopriester des Kamigamo-jinja eine göttliche Vision gehabt hatte, auf dem Ort des früheren Tempels Kawara-ya-dera gegründet.

  Wenn man durch das Tor läuft, findet man zur linken Hand ein bescheidenes Teehaus, das Rengetsu-an heißt. Rengetsu ist der Name einer Frau, Ohtagaki Rengetsu, die vom Ende der Edo Zeit bis zum Beginn der Meiji Zeit (1791-1875) in Kyoto gelebt hat. Selbst jetzt besuchen viele Leute, die Rengetsu verehren, das Teehaus. Also, was für ein Leben hat sie geführt?

 

  Ohtagaki Rengetsu wurde im Vergnügungsviertel Kyotos als Tochter eines Samurais von Amt und Würden und seiner Liebhaberin geboren. Weil ihr Verhältnis gesellschaftlich unakzeptabel war, mussten sie das Neugeborene als Adoptivtochter zu einem Verwalter des Tempels Chion-in, Ohtagaki Teruhisa, schicken.

  Im Alter von 8 Jahren wurde sie zum Kameyama Schloss in Tamba (in der jetzigen Hyogo und Kyoto Präfektur) in die Lehre gegeben. Mit 17 Jahren wurde sie zurückgerufen um den Adoptivsohn der Ohtagaki Familie, Mochihisa zu heiraten. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.

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  Jedoch starben alle drei bereits im Kleinkindalter und sie ließ sich von Mochihisa scheiden, der ein ausschweifendes Leben geführt hatte. Mit 29 Jahren heiratete sie wieder, den Samurai Hisatoshi. Sie gebar zwei Babys, aber schon nach vier Jahren starb ihr Mann.

  Diese Unglückskette nicht mehr ertragend, entschloss sie sich dazu, mit ihrem Adoptivvater Teruhisa, Nonne und Priester zu werden und fing an, im Tempel Chion-in zu leben. Danach starben jedoch ihre zwei Kinder und es starb auch noch ihr Adoptivvater. Also war sie mit 42 Jahren ganz allein.

  Zu diesem Zeitpunkt begann ihr Kampf ums Dasein. Als Waka-dichterin und Töpferin fing sie an, der Welt viele Werke zu präsentieren. Mit ihren kreativen Gedanken schuf sie eine neue Kunstform, das „Rengetsu-Yaki“. Das ist eine Keramik, auf deren Oberfläche ein Waka-gedicht gestochen wird. Diese geschmackvollen Kunstwerke waren beim Publikum in Kyoto sehr beliebt. Immer mehr Leute besuchten sie, um „Rengetsu-Yaki“ mit eigenen Augen zu sehen und zu bestellen.

  Allmählich empfand sie den Besucherstrom als lästig und zog an einen anderen Ort, um ihn dem Ansturm zu entfliehen. Schließlich zog sie dreizehnmal innerhalb eines Jahres um. Der Ort, an dem sie sich mit 75 Jahren letztendlich niederließ, war das Teehaus Rengetsu-an im Tempel Jinko-in. Dort konnte sie vermutlich in Ruhe leben bis sie mit 85 Jahren sanft einschlief.

  Rengetsu war auf ihren Tod perfekt vorbereitet, um anderen nicht zur Last zu fallen. Sie ließ sich von einem Holzhändler einen Sarg aus übrig gebliebenem Holz bauen. Solange sie den Sarg nicht benötigte, benutzte sie ihn als Reisbehälter.

  Eines Tages starb plötzlich ein Dorfbewohner, der keinen Sarg kaufen konnte. Den Reis in einen anderen Behälter umfüllend, überließ sie gern der Familie des Verstorbenen ihren Sarg. Danach besuchte, jedes Mal, wenn ein armer Dorfbewohner starb, die Familie  Rengetsu, um einen Sarg zu erbitten. Nach der Erzählung des Priesters des Tempels Jinko-in gab Rengetsu viele Male ihre Särge her. Selbstverständlich nahmen alle Bewohner im ganzen Dorf Nishikamo schweren Herzens Abschied von ihr, als sie selbst in ihren Sarg gelegt wurde.

Das Teehaus Rengetsu-an, in dem Rengetsu endlich Ruhe und Frieden fand

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