Zwischen der Saga und Uzumasa Station der JR Sagano Linie, gibt es, ungefähr 1 Kilometer nördlich von den Gleisen, einen großen Teich, den Hirosawa-no-Ike. Etwa 250 Meter vor diesem Teich befindet sich an der Straße nach Norden, die erst die Marutamachi-dori Straße und dann weiter hinten die Ichijo-dori Straße kreuzt, ein Tempel, der Hensho-ji heißt. Er wurde, auf Befehl des Kaisers Kazan, vom Hohepriester Kancho in der Heian Zeit (794-1185) gegründet.
Wenn man durch das Tor hindurchgeht, steht man vor einem Goma-do (Tempel für asketische Übungen), in dem der Fudo-myoo neben der Kwannon (Hauptgottheit) verehrt wird. Dieser Fudo-myoo ist einer von zwei Fudo-myoos, die aus dem gleichen Baum geschnitzt wurden. Der andere Fudo-myoo wurde im Tempel Jingo-ji auf dem Takao Berg (nördlich von Arashiyama) vergöttert.
Im Jahr 939 gab es in der Gegend Kanto einen Aufruhr, in dem der Anführer Taira-no-Masakado sein Territorium nach und nach erweiterte. Er behauptete, dass er der neue Kaiser sei. Wer diesen Aufruhr letztlich niedergeschlagen hatte, war der Hohepriester Kancho, der das Vertauen des Kaisers Suzaku gewonnen hatte. Die Geschichte soll sich folgendermaßen zugetragen haben:
Kancho reiste in Begleitung des Fudo-myoos aus dem Tempel Jingo-ji nach Osaka ab. Von Osaka aus fuhr er mit dem Schiff nach Boso-Hanto (eine Halbinsel in der jetzigen Präfektur Chiba) und landete an der Küste Osuiga-Hama. Dort baute er einen provisorischen Tempel für den Fudo-myoo.
21 Tage lang schloss er sich in diesen Tempel ein und betete dafür, dass die Unruhen zu Ende gehen mögen. Am 21. Tag traf ein Pfeil, den einer der Samurais des Shogunats abgeschossen hatte, den Hals des Anführers. So wurde die Ordnung in der Gegend Kanto wieder hergestellt.
Als sich Kancho für die Rückreise nach Kyoto rüstete, lehnte der Fudo-myoo ab, die Gegend zu verlassen und behauptete, dass er bleiben will, um die Menschen dort zu retten. Auf diese Weise wurde der berühmte Tempel, Narita-san-Shinsho-ji in der Nähe des internationalen Flughafens Narita gegründet. Wer dort verehrt wird, ist der Fudo-myoo des Tempels Jingo-ji, nämlich der Bruder-fudo-myoo des Tempels Hensho-ji.
Apropos, Im Hensho-ji werden viele interessante Geschichten überliefert, von denen ich Ihnen eine erzählen möchte.
Eines Tages, in der Mitte der Heian Zeit, besuchte Abe-no-Seimei den Tempel Hensho-ji, um den Hohepriester Kancho zu sehen. Ein junger Priester dort stellte Seimei eine ungehörige Frage: „Sie herrschen, gerüchtweise, über Shikigamis (Geister). Können Sie mit ihrer Hilfe einen Menschen töten?“ Auf diese Frage antwortete Seimei ohne jede Hemmung: „Wenn ich meine Kräfte darauf konzentriere, kann ich das. Aber es ist nicht leicht. Ein Insekt kann ich mühelos töten, aber ich weiß nicht wie ich es wieder auferwecken kann. Deswegen möchte ich, wenn möglich, keine Lebewesen grundlos töten.“ Ein anderer Priester mischte sich in das Gespräch ein: „Sie behaupten das, weil Sie in der Tat niemand und nichts töten können.“ Im nächsten Augenblick hüpfte plötzlich ein Frosch in den Garten. Einen Blick auf den Frosch werfend, setzte der junge Priester fort: „Falls das, was Sie gesagt haben, wahr ist, zeigen Sie uns bitte Ihre Fähigkeit dadurch, dass Sie den Frosch töten.“ Seimei antwortete mit Widerwillen: „Was für eine Grausamkeit! Aber wenn sie meiner Fähigkeit so skeptisch gegenüberstehen, bleibt mir nichts anders übrig, als den Frosch zu töten.“ Unmittelbar darauf zupfte er einen Grashalm neben seinen Füßen heraus. Er sprach über den Halm eine Zauberformel aus, um einen seiner Gefolgsgeister in den Halm zu bannen. Dann warf er ihn nach dem Frosch. Da lastete der Halm so schwer auf dem Frosch, dass er starb, total platt auf dem Boden liegend. Die Priester, vor deren entsetzten Augen sich die Szene abspielte, wurden bleich und erschauderten.