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  Es gibt in der ausgedehnten Einfriedigung des Zen-Tempels Daitoku-ji viele Tore, die meistens als Durchfahrt fungieren. Aber es gibt andere, die nur religiöses Symbol oder historisches Denkmal sind.

  Mitten in der Einfriedigung stehen vier wichtige Tempelgebäude von Norden nach Süden entlang des Haupteingangs. Eins davon ist das Sanmon Tor, dessen Beiname Kinmon-(kaku) (Gebäude) ist. Kinmo bedeutet Löwe mit goldenem Fell, dessen Konnotation folgende ist: „Werde ein hervorragender Priester wie das Tier und führe das Volk zur Erleuchtung.“ Das Tor hat jedoch einen grausamen Aspekt, es trieb den Teemeister, Sen-no-Rikyu zum Harakiri-Selbstmord. Lassen Sie mich ihnen seine Geschichte erzählen:

 

  Im Jahre 1522 wurde Sen-no-Rikyu bei einem Fischgroßhändler in Sakai (südlich von der Stadt Osaka) geboren. Von Kindheit an verbrachte er viel Zeit mit der Teezeremonie. Als der damalige Machthaber, Oda Nobunaga anfing die Stadt Sakai direkt zu verwalten, wurde Rikyu als regierungstreuer Teemeister eingestellt. Nach dem Tod Nobunagas diente er dem darauffolgenden Machthaber, Toyotomi Hideyoshi. Weil Hideyoshi der Herrscher über das ganze Land wurde, erreichte Rikyu den Gipfel der Teezeremoniewelt und war landesweit bekannt.

Der erste Stock des Kinmon-kaku Gebäudes

  Als Rikyu bei Hideyoshi war, mischte Rikyu sich in die Politik ein. Am Anfang achtete Hideyoshi auf die Meinung seines Beraters. Aber Hideyoshi fühlte sich allmählich unbehaglich. Rikyu ging es genau so, weil die Auffälligkeit des goldenen Teepavillons, den Hideyoshi hat bauen lassen, ganz gegenteilig von seinem Ideal von Wabi und Sabi (der japanischen Idee von geschmackvoller Einfachheit) war.

  Auf diese Weise entstand zwischen ihnen eine Kluft, die im Verlauf der Zeit tiefer und tiefer wurde. Genau da geschah etwas: Rikyu unterstützte den Umbau des Sanmon Tors. Er versuchte, das Tor zweistöckig zu bauen. Nach der Vollendung des Tors ließ ein Priester zum Dank eine Statue Rikyus aus Holz schnitzen und sie in den ersten Stock stellen. Die Statue hatte die Gestalt eines Priesters, der Settas (japanische Sandalen) trug.

  Kurz danach ging Hideyoshi mit Rikyu durch das Sanmon Tor. Dabei erkannte Hideyoshi, dass es oben eine Statue Rikyus mit Sandalen gab. Wütend sagte ihm Hideyoshi : „Du hast mich unter deinen Füßen durchgehen lassen! Das bedeutet, dass du meinen Kopf niedergetreten hast!!“

  Zu diesem Zeitpunkt trat die Unstimmigkeit zwischen den Zweien in eine entscheidende Phase. Sofort befahl ihm Hideyoshi, sich in sein Haus in Sakai zurückzuziehen. Nach einiger Zeit rief ihn Hideyoshi plötzlich zu seiner Villa Jurakudai in Kyoto herbei und befahl ihm, dort Harakiri zu begehen. Weil Rikyu Hideyoshi nicht um sein Leben bat, ärgerte sich Hideyoshi noch mehr.

  Hideyoshi stellte den abgeschlagenen Kopf Rikyus an den Pranger auf der Ichijomodori-bashi Brücke zur Schau. Er ließ die Statue Rikyus, die er aus dem Sanmon Tor zerren und an einem Gerüst befestigen ließ, auf den abgeschlagenen Kopf stellen. Hideyoshi wollte Rikyu seinen eigenen Kopf niedertreten lassen.

  Der Grund, warum Hideyoshi Rikyu so unmenschlich behandelte, bleibt unter uns Japanern selbst jetzt rätselhaft. Vermutlich versteckt sich des Rätsels Lösung tief in der Finsternis des Geistes dieses Helden, Hideyoshi.

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