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Der Eingang des Hokaiji Tempels in der bescheidenen Ortschaft Hino

  Wenn man an der Ishida Station der Tozai Linie der U-Bahn in Kyoto aussteigt und den sanften Hügel nach Osten ungefähr 20 Minuten hinaufgeht, erreicht man eine bescheidene Ortschaft, in der sich jedoch ein herrlicher Tempel, der Hokaiji heißt, versteckt.  Es gibt dort zwei Buddhastatuen, den Amida-Nyorai und den Yakushi-Nyorai, die beide als wichtige Kulturgüter geschätzt werden.  Der erstere zieht viele leidenschaftliche Kunstliebhaber und der letztere unzählige fromme Gläubige heran.

  Diesmal möchte ich über die zweite Statue schreiben. 

Der Yakushi-Nyorai, der in der Yakushi-Halle vergöttert wird, hat den Spitznamen: „Chichi-Yakushi“.  „Chichi“ bedeutet „Muttermilch“ und „Yakushi“ ist die Daseinsform des Buddhas, die Menschen von einer Krankheit befreit.  Nebenbei bemerkt ist „Nyorai“ die höheste Daseinsstufe des Buddhas.  Man betet vor ihm für eine leichte Geburt und ausreichend Muttermilch zum Stillen.  Also, warum wird der Yakushi dort als Schutzgott für schwangere Mütter betrachtet?

  Im Jahre 1050, als Sukenari, der Häuptling des Hino Clans, der in dieser Gegend siedelte, eine Figur des Yakushi-Nyorai aus Holz geschnitzt hat, hat er eine 9 Zentimeter große Buddhastatue, die seit Generationen in seinem Clan verehrt wurde, in den Rumpf der Figur eingelassen.  Man hat allmählich eine schwangere Mutter mit dieser Statue assoziiert.

  Jetzt  ist der Yakushi nicht öffentlich zugänglich, weil er unter Verschluss gehalten wird, aber man kann in seiner Halle selbst erfahren, wie stark er verehrt wird.  Denn man findet, ans Gitter vor der Absperrung vom Yakushi geknüpft, eine Unmenge von Lätzchen, auf dessen Oberfläche verschiedene Wünsche der Mütter geschrieben wurden, wie: „Ich wünsche mir ein gesundes Baby. Bitte!“ oder „Möge mein Baby groß und stark werden!“, also warum benutzt man Lätzchen, um dem Yakushi seinen Wunsch mitzuteilen?

  Es gibt im Hokaiji ein einzigartiges Fest, das am 14. Januar abgehalten wird.  In der Nacht reinigen sich eine Gruppe Männer und eine Gruppe Jungen spirituell mit purem Wasser, nackt bis auf ein Lendentuch, und tanzen, sich gegeneinander schubsend, auf der Bühne vor dem Amida-Nyorai.  Dabei klatschen sie in die über dem Kopf hoch gestemmten Hände und rufen wiederholt aus: „Chorai! Chorai!“ auf Deutsch „Fallt auf die Knie! Zu Füßen des Heiligen!“, damit es eine reiche Ernte gibt.

  Wenn man das dabei benutzte Lendentuch um den Bauch seiner schwangeren Frau wickelt, wird ein gesundes Baby geboren.  Eine Frau, die auf diese Weise ein gesundes Kind geboren hat, bringt nicht das bei der Zeremonie benutzte Lendentuch, sondern das von ihrem Neugeborenen benutzte Lätzchen, als Beweis für die Mächtigkeit des Yakushis, in den Tempel, um ihm ihre Dankbarkeit auszudrücken.  Inzwischen sind Lätzchen das Symbol des mächtigen Yakushi geworden und werden als Kommunikationsmittel zu ihm benutzt.  So hat solch eine einzigartige Sitte begonnen.

  Benutzte verschmutzte Lendentücher werden, Gott sei Dank, auf keinen Fall verwendet!

 

Das Yakushi-do Gebäude in der Einfriedung des Hokaiji Tempels

Das Amida-do Gebäude in der Einfriedung des Hokaiji Tempels

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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