Geht man von der Shijo-Kawaramachi Kreuzung ungefähr 200 Meter entlang der Shijo-dori Straße nach Westen, findet man die Eingänge zu den zwei Geschäftsstraßen Shinkyogoku-dori und Teramachi-dori, die sich von dorther in Richtung Norden erstrecken. Genau dort befindet sich ein kleiner Schrein, der Kanja-densha heißt. Dieser Schrein ist der Ursprungsort des shintoistischen Brauches „Seimon-barai“, der hauptsächlich in Westjapan verbreitet ist. „Seimon“ bedeutet „einen schriftlichen Eid“, „barai“, „beseitigen“. Das, was es insgesamt bedeutet, möchte ich Ihnen erklären:
In der Edo Zeit, besuchten Händler und Freudenmädchen an jedem 20. Oktober diesen Schrein, um für die Vergebung ihrer Sünden zu beten. Händler veranstalten danach einen Ausverkauf, der sich in den heutigen Jahresschlussverkauf verwandelt hat. Also, was für eine Schuld haben sie begangen?
Bei den Händlern:
Das Ziel eines Geschäftes ist es, einen Gewinn zu erzielen. Aber die Händler in der Edo Zeit empfanden tiefe Reue, wenn sie, aus Not, ihre Kunden betrogen oder billige Waren teuer verkauft hatten. Um das Schuldbewusstsein loszuwerden, besuchten sie diesen Schrein und machten einen Ausverkauf, um die Kunden zu entschädigen.
Bei den Freudenmädchen:
Am Ende der Edo Zeit, schrieben die Freudenmädchen oft in Gion oder Ponto-cho Bezirk ihren Gästen Liebesbriefe. Das, was geschrieben wurde, war natürlich nicht ihr Ernst. Sie wurden von ihrem Bordellbetrieber nur dazu gezwungen, um Gäste anzuziehen. Sie belogen die Gäste aber nicht schamlos. Um ihre Gewissensbisse zu lindern, fingen sie an, diesen Schrein zu besuchen. Selbst jetzt gehen sie schweigend zum Schrein, wir nennen das „Mugon Mairi“, auf Deutsch „einem wortlosen Besuch“. Sie gehen dann, täglich während des 7 Tage langen Festes, zwischen der Shijo-ohashi Brücke und dem Schrein stillschweigend zum Tempel.
Also hat dieser Schrein eine Eigenschaft, die Gewissensbisse zu zerstreuen, die man hat, nachdem man notgedrungen gelogen hat? Die folgende Geschichte soll Antwort geben:
Dort wird Tosanobo-Shoshun verehrt, ein Priestersamurai, der von Minamoto-no-Yoritomo als Meuchelmörder nach Kyoto gesendet wurde, um Yoritomos Bruder, Minamoto-no-Yoshitsune zu ermorden. Im Jahr 1185, kam Shoshun aus Kamakura in Kyoto an, unter dem Vorwand, dass er auf dem Weg zu den „drei Schreinen in Kumano“ (In der Präfektur Wakayama) war. Er hielt sich im Bezirk Horikawa auf, neben der Villa Yoshitsunes, um ihn in der Nacht anzugreifen.
Aber seine Absicht wurde durchschaut und er wurde von Yoshitsune und seinem Untertan, Benkei gefangen. Shoshun musste einen siebenseitigen schriftlichen Eid unterschreiben, um zu schwören, dass er keine Absicht mehr hat, Yoshitsune zu überfallen. Aber Shoshun brach den Eid innerhalb des Tages, an dem er ihn geschworen hatte und griff Yoshitsune in der Nacht an, vergebens.
Er wurde schließlich gefangen und enthauptet. Kurz vor der Hinrichtung, sagte er, bedauernd, dass er einen falschen Eid geleistet hatte: „Ich will die Schuld der Menschen, die einen falschen Eid geleistet haben, auf mich nehmen.