Letztes Mal habe ich über den Shonen-ji Tempel geschrieben, den man vertraulich „Neko-dera“ oder „Katzentempel“ nennt. Dabei habe ich mich daran erinnert, dass es in Kyoto einen anderen Tempel gibt, der ebenfalls den Namen eines Tieres trägt. Dieses Mal schreibe ich über den „Saru-dera“ oder „Affentempel“, dessen offizieller Name Shogyo-in ist.
Der Shogyo-in Tempel befindet sich ungefähr 200 Meter nordöstlich des JR Kyoto Bahnhofs mitten in einem Dickicht von Hochhäusern. Er wurde im Jahr 1538 von einem Priester, Enyo-shonin gegründet. Als sich Enyo auf dem Kitayama Berg asketischen und spirituellen Übungen hingab, lebte er mit Affen in Frieden und Eintracht.
Eines Tages stieß ein Jäger, Matajuro auf dem Kitayama Berg auf einen großen Affen und zielte mit Pfeil und Bogen auf ihn. Da bat der Affe um sein Leben, auf ein Halsband, das er um dem Hals trug, zeigend. Matajuro war über sein Benehmen sehr erstaunt und sagte: „Ich töte dich nicht. Dafür musst du mir aber dein Halsband überlassen. Der Affe folgte Matajurs Aufforderung und floh eilig in die Berge.
Ans Halsband war ein Amulett geschnürt, das ein Papier enthielt, auf dem ein buddhistisches Zauberwort, Namuamidabutsu geschrieben stand. Später erfuhr Matajuro, dass es Enyo selbst war, der dem Affen das Amulett gegeben hatte. Wie es daran kam, erzähle ich im Folgenden:
Eines Tages versuchte ein Affe, eine Jamswurzel für Enyo zu ernten, aber er fiel unglücklicherweise von einem Steilhang und starb. Um seinen Tod trauernd, begrub Enyo den Affen respektvoll und ließ alle anderen Affen ein Amulett um den Hals tragen, auf dass sie niemals vom Steilhang fallen würden.
Matajuro, der Enyos Liebe für die Affen erkannt hatte, bereute das, was er bis zu diesem Tag getan hatte und wurde Enyos Schüler. Wegen dieser Geschichte über den Gründer und seinen Schüler nennt man den Tempel „Saru-dera“ oder „Affentempel“.
Noch eine interessante Geschichte wird über den Jizo überliefert, der in der Einfriedigung dieses Tempels vergöttert wird. Sein Name ist „Wagata-Jizo“ oder „Radschienenjizo“. Lassen Sie mich zuerst erklären, was es mit dem Radschienenjizo auf sich hat.
In alten Zeiten war es Schwerstarbeit, mit dem Wagen eine schwere Last zu ziehen, weil die Wege oft schlammig, steinig oder holprig waren, so wie die Takeda-kaido Straße, die sich von Kyoto in Richtung Süden erstreckt. Um das Problem zu lösen, legte man Steinplatten, auf deren Oberfläche Spurrillen eingehauen wurden, auf denen die Räder der Wagen leicht kreisen konnten. Man nannte diese Steine „Wagata-Ishi“ oder „Radschienen-Stein“ und aus solch einem Stein wurde der Wagata-Jizo gehauen.
Im Jahr 1600 hörte ein Bauer im Traum einen Orakelspruch von einem alten Priester (Der Priester im Traum des Bauers war tatsächlich die Inkarnation der Gottheit, die im Wagata-Ishi eingeschlossen war.) : „Bis jetzt lag ich im Schlamm, um Pferden und Rindern ihre harte Arbeit zu erleichtern. Aber von jetzt an möchte ich auch den Menschen helfen. Um das zu können graben Sie mich bitte aus!“ Als der Bauer erwachte und nach draußen ging, sah er ein Licht zwischen den Radschienen-Steinen scheinen. Er näherte sich dem Licht und grub zaghaft an dieser Stelle, fand überraschenderweise den Jizo, und zog ihn heraus. Die Dörfler bauten einen Schrein, um ihn zu verehren.
Fortan wurde der Wagata-Jizo als Hüter über die Sicherheit des Fuhrgeschäfts (heute der Verkehrssicherheit) verehrt.