Noch ein bisschen südlicher als das südliche Torgebäude des Yasaka-jinja Schreins, verläuft eine Straße von Westen nach Osten. Geht man entlang dieser Straße ungefähr 400 Meter in Richtung des Higashiyama Bergs, erreicht man den Eingang des Choraku-ji Tempels. Weil sich der Tempel auf halber Höhe des Berges befindet, muss man eine langandauernde Treppe hinaufgehen, um zum Tempelbereich zu gelangen.
Im Haupttempel wird eine Statue von Ippen-shonin verehrt. Ippen war, ein Priester der Kamakura Zeit (1185-1333), der singend und tanzend, den Buddhismus im ganzen Land im Volk verbreitete.
Wenn man weiter nach links geht, findet man einen mehrstufigen Steinturm, der Kenreimon-in-to heißt. Kenreimon-in ist der Name der zweiten Tochter des Machthabers, Taira-no-Kiyomori der Heian Zeit. Ihr richtiger Name ist Taira-no-Tokuko, der dem Namen ihrer Mutter Tokiko, ähnlich war. Sie gebar, als die zweite Frau des 16-jährigen Kaisers Takakura, einen Jungen, der mit 2 Jahren den Thron bestieg. Tatsächlich ergriff ihr Vater Kiyomori die Macht und regierte Japan eigenmächtig.
Aber nachdem Kiyomori mit 64 Jahren und der Kaiser Takakura mit 20 Jahren gestorben war, fing der Erzfeind des Taira Clans, der Genji Clan an, ein Heer aufzubauen. Durch 3 Schlachten, eine in Ichinotani (in der jetzigen Hyogo Präfektur), eine in Yashima (Kagawa) und die letzte in Dannoura (Yamaguchi), richtete der Genji Clan den Taira Clan zugrunde. Weil der Letzte dem Ersten unterlegen war, flohen Tokuko und ihre Mutter Tokiko mit dem kleinen Antoku von Ort zu Ort.
Bei der letzten Seeschlacht in Dannoura warf Tokiko, die Niederlage ihres Clans einsehend, die Kronjuwelen und das Schwert (Symbole des Kaisers) ins Meer und nahm den Kaiser Antoku auf den Arm. Antoku sagte: „Großmutter, wohin führst du mich?“ Tokiko antwortete, unter Tränen: „Du bist wegen der Wohltat in deinem früheren Leben Kaiser geworden. Aber das Glück wendete sich von dir ab. Diese Welt ist deswegen für dich schwer und schmutzig geworden. Daher möchte ich dich zum reinen buddhistischen Land führen.“ Antoku erriet ihre wahre Absicht und fing an, ein Sutragedichte zu rezitieren, die kleine Hände faltend. Tokiko rief aus: „Auch unter den Wellen gibt es eine schöne Welt!“
Unmittelbar darauf warf sie sich mit ihrem 6-jährigen Enkel in die wilde See. Seine Mutter Tokuko sprang auch in die Wellen. Aber sie konnte nicht versinken, weil ihr zwölffaltiges Hofdamengewand „Junihitoe“ sich wie ein Floß verhielt. Sie schwamm eine Weile auf dem Wasser und wurde dann von ihren Feinden mit einem Rechen gerettet.
Nach der Schlacht wurde sie nach Kyoto gesandt. Weil sie schon ihren Mann, Sohn, ihre Mutter und viele Bekannte im Heike Clan verloren hatte, sah sie die Vergänglichkeit des Lebens durchaus ein. Also entschloss sie sich fest, in einen Tempel zu gehen. Sie ließ sich dort in Choraku-ji Tempel im Alter von 29 Jahren eine Glatze schneiden. Danach betrauerte sie ihre gestorbene Familie im Jakko-in Tempel in der Ohara Gegend bis sie unter die Erde kam. Ihre Haare wurden in den Kenreimon-in-to Turm eingeschlossen.