Nachdem ich im Bonbonladen vor dem Saifukuji eine Tüte Bonbons gekauft habe, bin ich ungefähr 100 Meter nach Süden gegangen. Dort befindet sich ein Tempel, Rokuharamitsuji, in dem es im Kontrast zum Saifukuji immer von vielen Touristen wimmelt.
Es gibt dort die Skulptur eines Priesters, Kuya-shonin (Shonin heißt Priester), der in der Heian Zeit diesen Tempel gegründet hat und für den, wegen seiner unzähligen Wohltaten, in der Kamakura Zeit eine Statue aus Holz geschnitzt wurde, die heute in jedem Lehrbuch der japanischen Geschichte zu finden ist.
Von seinen Wohltaten möchte ich hier zwei interessante Geschichten erzählen.
Obwohl Kuya, der zweite Prinz des sechzigsten Kaisers Godaigo war, ist er, nachdem er in allen Gegenden Japans asketische Übungen vollendet hatte, Priester geworden. Er hat eine Epidemie, die damals in Kyoto getobt hat, folgendermaßen bekämpft.
Erstens: selber eine Statue der elfköpfigen Kwannon, der Göttin der Barmherzigkeit, zu schnitzen und die Statue auf einer Karre durch die Stadt zu ziehen.
Zweitens: aus Bambus einen Teequirl zu machen, damit rührend vor der Buddhastatue einen Tee aufzugießen, dann eine Umeboshi (Dörrpflaume) und einen Konbu (Riementang) reinzumachen und ihn an die Kranken zu verteilen.
Drittens: um den Buddhismus zu verbreiten, eine neue Methode zu benutzen: „Odori-Nenbutsu“ oder „singend und tanzend zu Buddha zu beten.
Als er sich von der Welt zurückgezogen und auf dem Kuramayama gelebt hat, hat er sich einen Hirsch zum Freund gemacht und seinem Röhren gern zugehört. Eines Tages hat er erfahren, dass ein Jäger, der Josei hieß, den Hirsch erlegt hat und das Fell und Geweih besitzt. Kuya hat um seinen Freund tief getrauert und aus dem Fell und Geweih, die er vom Jäger gegeben wurde, einen Mantel und Stock machen lassen und zum Andenken immer bei sich getragen. Josei, der Kuyas Verzweiflung sah, hat bereut, was er getan hat, und ist ein Schüler von Kuya geworden.
Natürlich ist er, wie sein Lehrer, singend und tanzend durch die Stadt gezogen. Was für ihn charakteristisch war, war, dass er bei der Verbreitung des Buddhismus für die musikalische Begleitung einen getrockneten Flaschenkürbis als Schlaginstrument benutzt hat. Man kann diese absonderliche Darstellung in Kyoto auch heute noch betrachten.