Ein bisschen westlich von der Marutamachi Keihan Station befinden sich schräg gegenüber dem Palastgelände zwei Sehenswürdigkeiten, der Shimogoryojinja Schrein und der Gyoganji Tempel. Man nennt den letzten gewöhnlich „Kodo“, was „Lederhalle“ bedeutet, weil der erste Priester einen Ledermantel aus der Haut einer Hirschkuh getragen hat und durch ganz Japan gepilgert ist. Warum?- als er eine schwangere Hirschkuh geschossen hatte, hat er das Gefühl gehabt, dass die Hirschkuhmutter sich um das Baby und seine Zukunft sorgend starb.
Im Kodo gibt es ein Gemälde, das Yurei-Ema heißt. Yurei bedeutet Geist und Ema bedeutet Votivtafel. Auf einem Brett ist das Gemälde einer jungen Frau und daneben ein Handspiegel eingesetzt. Also was für eine Geschichte ist überliefert?
Die Frau hieß „O-Fumi-san“, die zehnjährige Tochter eines armen Bauern in Goshu, der jetzigen Shiga Präfektur, die bei einem habsüchtigen Pfandleiher in der Nähe des Kodos als Kindermädchen im Haus gearbeitet hat.
Dieses unschuldige Mädchen war sehr kinderlieb, so lief alles gut für drei Jahre. Sie besuchte jeden Tag den Kodo und hörte dort die Gläubigen Pilgerlieder dieses Tempels singen und sang selbst das Pilgerlied als Wiegenlied für das Baby.
Eines Tages hat das Baby unbewusst das Lied vor dem Pfandleiher gesungen. Darauf ist er in Wut geraten, denn er gehörte zur Hokke Sekte, aber das, was das Baby gesungen hat, war das Lied von einer anderen Sekte. Er hat O-Fumi-san, die solch eine inakzeptable Situation verursacht hat, zu Tode getreten und geschlagen.
Nachdem er die Leiche im Garten vergraben hat, hat er ihre Eltern benachrichtigt, dass sie mit einem Mann durchgebrannt war. Die Eltern, die die Geschichte nicht glauben konnten, haben die Hauptbuddhastatue, die Kwannon des Kodos, nach der Wahrheit gefragt.
Just in diesem Moment ist der Geist von O-Fumi-san vor ihnen erschienen und hat die Tatsache, dass sie von ihrem Herrn getötet und in der Erde vergraben wurde, enthüllt und darum gebeten, ihren Handspiegel neben ihr zu vergraben.
Selbstverständlich wurde der Pfandleiher verhaftet und hingerichtet. Für ihren Seelenfrieden haben die Eltern ihre Kindermädchengestalt auf einem Brett malen lassen und zusammen mit ihrem Handspiegel dem Kodo geweiht.
Diese Votivtafel mit einem Spiegel ist jetzt neben der Kwannon in die Mauer eingefügt und wird während der O-bon Zeit nur für zwei Tage zur Schau gestellt.